Cloud Computing funktioniert nur international

Cloud Computing funktioniert nur international

Im com!-Interview zum Konzept einer Deutschland-Cloud fordert EuroCloud-Chef Andreas Weiss eine einheitliche ausgewogene Datenschutzregelung für den europäischen Binnenmarkt.

Andreas Weiss , Direktor Euro-Cloud Deutschland_eco com! professional: Herr Weiss, wie definieren Sie „Deutschland- Cloud “?

Andreas Weiss: Eine Deutschland-Cloud wäre de facto eine Community-Cloud, bei der nur die Mitglieder in Deutschland Zugriff hätten. Dies setzt aber eine eindeutige Identifizierung der Teilnehmer voraus und auch die technische Separierung der Netzzugänge vom Internet. Kurz gesagt, etwas, das es nicht geben wird. Wir verbauen uns mit solchen nationalen Sichtweisen die Poten­ziale für Deutschland als Exportnation. Sicherheit, Datenschutz, Zuverlässigkeit sind durchaus Attribute, mit denen man Wettbewerbsvorteile darstellen kann. Cloud funktioniert aber nur international.

com! professional: Gefällt Ihnen „Cloud-Service made in Germany“ besser?

Weiss: Die Intention für diesen Begriff ist offensichtlich die Qualifizierung eines Cloud-Services als Produkt, das aus deutscher Fertigung kommt, von in Deutschland ansässigen Personen betrieben und in Deutschland gehostet wird. Eigentlich müssten dann auch die zugrundeliegende Hardware und Infrastruktur aus Deutschland kommen, kurzum, es ist zunächst ein reiner Marketingbegriff und es bedarf zumindest einer klaren Regelung zur Beschreibung und Prüfung des Leistungsversprechens.

com! professional: Ist ein Service made in Germany nicht zwangsläufig auch teurer als ein internationales Angebot?

Weiss: Nicht zwingend. Generell wird es schwer sein, sich in Bezug auf Preis und Leistung gegen die großen Konzerne durchzusetzen, gerade im Bereich der Infrastruktur- und Plattformdienste. Es gibt aber durchaus Angebote aus Deutschland, die sogar günstiger sind. Amerikanische Unternehmen investieren extrem viel Geld in Marketing. Diejenigen, die ein organisches Wachstum auf der Basis ihres bestehenden Kundenstamms erzielen, können durchaus preiswerter sein.

com! professional: Haben deutsche Anbieter überhaupt Chancen auf dem Cloud-Markt?

Weiss: Ich glaube derzeit keiner quantitativen Studie, aber die Trends gehen eindeutig in Richtung einer intensiveren Nutzung von Cloud-Services. Ganz ehrlich kenne ich kein Unternehmen, das seine Entscheidung nur auf Basis der Leistung und Skalierbarkeit trifft, da stehen andere Fragen im Vordergrund. Jetzt ist noch die Zeit für deutsche Anbieter, ihre Nischen zu besetzen. In fünf Jahren ist der Zug abge­fahren.

com! professional: Was sollten wir also tun anstatt uns abzuschotten?

Weiss: Die Überlegungen sollten mehr in die Richtung gehen, eine „Trusted Cloud Zone“ zu gestalten, in der die Fragen der Sicherheit, der Einhaltung der anzuwendenden Datenschutzanforderungen und der Servicegüte, vor allem aber der Transparenz zur Leistungserbringung geklärt sind. Dies ist auch eine Linie, die im Rahmen des Trusted-Cloud-Kompetenznetzwerks diskutiert wird, das das Bundeswirtschaftsministerium ins Leben gerufen hat. Seitens EuroCloud haben wir mit dem EuroCloud Star Audit und dem Leitfaden zu Datenschutz, Recht und Compliance die formalen Anforderungen umfänglich beschrieben. Jetzt geht es darum, dass sich Anbieter und Anwender auf angemessene Anforderungen abstimmen, wobei die regulato­rischen und gesetzlichen Anforderungen nicht verhandelbar sind.


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